Community-Building in Zeiten von Twitter und Co.
Seit Mai 2010 war der Kurznachrichtendienst Twitter einer der Services, die mich mit der Welt verbunden haben. Freundliche, interessante und inspirierende Menschen waren hier ebenso zu finden, wie Nachrichten aus aller Welt. Tatsächlich sind sie es bis heute, Twitter arbeitet lediglich hart daran, für Nutzerinnen und Nutzer wie mich unbenutzbar zu werden.
Kontakt mit der „Familie“
Die WordPress-Community als meine Wahl-Familie zu bezeichnen, mag pathetisch klingen, entspricht aber ziemlich genau meinem Empfinden. Und wie der Zufall es will, ist Twitter in der deutschen ebenso wie in der globalen Community ein beliebtes Kommunikationsmedium. Das ist für mich im Moment einer der Hauptgründe, Twitter noch nicht den Rücken zu kehren. Doch mit etwas Glück, könnte es für uns alle eine echte Alternative geben.
In Open Source we trust!
Das Projekt Mastodon werkelt schon seit einiger Zeit an einer offenen und dezentralen Alternative zu sozialen Netzwerken wie Twitter. Die Idee ist (ohne zu tief in die technischen Hintergründe einzutauchen) recht einfach erklärt: ähnlich wie jede/r einen eigenen E-Mail-Server betreiben könnte und dann einfach unter bla@domainname.de
erreichbar wäre, können auch eigene Mastodon-Server („Instanzen“) betrieben werden.
Als Betreiber/in einer Instanz kann ich diese entweder für die Allgemeinheit zur Anmeldung freigeben, oder nur für mich selbst / Freunde / Kollegen / die Firma öffnen.
Die Mitglieder einer Instanz können mit den Mitgliedern anderer Instanzen interagieren und kommunizieren, es ist also nicht nötig auf jeder Instanz des Netzwerks einen Account zu betreiben, wie wir das zum Beispiel aus Slack-Workspaces kennen.
Dass Mastodon stark an Twitter angelehnt ist, wird bei der ersten Nutzung schnell klar. Nur einige Details unterscheiden sich etwas. Was bei Twitter ein „Tweet“ ist, heißt in der Welt der zotteligen Elefanten „Toot“ (das eingedeutschte „Tröt“ kommt mir nicht ins Haus), „Retweeten“ ist „Boosten“ und Nachrichten können bis zu 500 Zeichen lang sein.
Lange Rede kurzer Sinn: ich habe eine Mastodon-Instanz aufgesetzt und mich ins Getümmel gestürzt:
Ein Zwei Zuhause für die Community
Weil Social Media ohne Social aber ziemlich langweilig ist, gilt es jetzt, weitere Nutzer dazu zu bewegen, ebenfalls den Schritt zu machen und zu wechseln (bzw. einen weiteren Account anzulegen).
Der hoch geschätzte Matthias Kurz aka. @mazzomaz und ich hatten dafür, offenbar ziemlich zeitgleich, die selbe Idee: wir brauchen einen mehrere Plätze für die WordPress-Community bei Mastodon:
dewp.space
Mit der lustigen neuen .space
-Domain habe ich eine Mastodon-instanz gestartet, die Platz genug für alle WordPress-Menschen bietet, die Mastodon als ihr neues soziales Netzwerk entdecken möchten. Finanziert wird die Instanz von den Spenden, die ich für den WP Letter erhalte, Anmeldungen sind für alle geöffnet.
Meine persönliche erste Amtshandlung war, nach dem Erstellen meines eigenen Accounts, das Anlegen einiger Accounts, die meine wichtigsten Projekte auch im neuen Netzwerk vertreten sollen: @krautpress, @presswerk, @wpletter, @meetups und natürlich @epiphyt.
wp-social.net
Derweil hat @mazzomaz auf wp-social.net ebenfalls einen Ort geschaffen, der die deutsche und internationale WordPress-Community zum Verweilen einläd. Und vor allem den Geltungsanspruch über Deutschland hinaus in der Domain, die im Übrigen Teil des Usernamens wird, hervorragend kommuniziert.
Wo anmelden?
Die Magie des verteilten Systems von Mastodon besteht darin, dass es egal ist, ob ein Account auf mastodon.social, wp-social.net, dewp.space oder einer der vielen anderen Instanzen angelegt wird. Alle können mit allen interagieren. Mit zwei Instanzen mit WordPress-Bezug müssen wir also keine Zersplitterung der Community befürchten. In den nächsten Monaten können sogar noch weitere hinzukommen, und auch das ist kein Problem.
Auch eine alberne Konkurrenz-Situation, wie sie mir in den letzten Tagen häufiger in einigen unfreundlichen Kommentaren vorgeworfen wurde, lasse ich uns nicht andichten.
Beide unsere Instanzen sind darauf angelegt, dauerhaft in Betrieb zu bleiben, am Ende ist es also fast ausschließlich eine Geschmacksfrage, ob der eigene Account @username@wp-social.net
oder @username@dewp.space
lauten soll.
Warum hier nicht Friendi.ca genutzt wurde, welches *alle* Netzwerke unterstützt bleibt mir ein Rätsel.
Wieder eine Insellösung.
Das ist eine Frage, die man sicherlich immer stellen kann. Doch sinnvoll ist sie nicht immer.
Soziale Netzwerke leben – das dürfte keinen Überraschen – von den Menschen, die sich dort tummeln. Da zeigen im Moment nunmal alle Zeichen auf Mastodon, dessen GUI für weniger technisch versierte Nutzerinnen und Nutzer unter Garantie einfacher ist, als Friendi.ca. Und für alle die lieber Friendi.ca benutzen wollen: das ActivityPub-Protokoll, auf dem Mastodon (und andere) beruhen, dürfte auch bald von Friendi.ca unterstützt werden.