Wer mich 2015 nach einem guten SEO-Plugin für WordPress gefragt hat, bekam innerhalb eines Sekundenbruchteils eine ganz definitive Antwort: wpSEO, das kostenpflichtige Plugin von Sergej Müller. Nach Sergejs Weggang und dem Verkauf begann jedoch der langsame Tod des Plugins. Dabei ist die Lösung für eine effektive Weiterentwicklung des Plugins denkbar einfach.
Rückblick
In der Zeit nach Sergejs Weggang aus der Community herrschte einiges Stühlerücken. Die kostenfreien Plugins aus seinem Portfolio wurden dem Pluginkollektiv übergeben. Die Truppe kümmert sich bis heute – wenn auch in leicht veränderter Zusammensetzung – um die Plugins. Der WP LETTER, Sergejs kostenfreier WordPress-Newsletter, fand bei mir ein neues Zuhause und erscheint auch heute (fast immer) regelmäßig.
wpSEO hing lange Zeit in der Schwebe. Es war als Bezahl-Plugin auf dem deutschen Markt etabliert und für einen geringen zweistelligen Betrag als Lifetime-Lizenz erhältlich. Was Sergej im Gegenzug immer an Aktualisierungen und vor allem Support geliefert hatte, war das Geld mehr als wert. Als dann schließlich klar war, dass ein nicht ganz unbekannter SEO-Mensch die weitere Pflege von wpSEO übernehmen würde, war ich – und mit mir viele andere – erst einmal vorsichtig optimistisch.
In den Monaten und Jahren seit dem Inhaberwechsel ist an wpSEO nicht viel passiert. Die wenigen Änderungen, die gemacht wurden, gehen in weiten Teilen gegen die Prinzipien, die wpSEO, wie allen von Sergejs Plugins, zugrunde lagen. Das Interface wurde unnötig zerstückelt, ein eigener Menüpunkt im Admin-Menü kam dazu. Wichtige funktionale Anpassungen fanden hingegen nicht statt und Fehlerbehebungen vermissten die (zahlenden) Kunden lange Zeit.
Die einfache Lösung
In den letzten Wochen habe ich mich intensiv mit wpSEO auseinandergesetzt. Das Ergebnis meiner Einarbeitung: wpSEO ist noch immer zu retten und würde eine gute Basis für ein fantastisches SEO-Plugin abgeben. Dem Ganzen steht im Moment nur eine Kleinigkeit im Weg: wpSEO ist keine Open-Source-Software. Ein Detail, das auch der Support auf mehrmaliges Nachfragen bestätigt:
[…] Wir führen wpSEO […] ohne die GPL fort. Aus unserer Sicht ist ein Plugin eben kein Derivat sondern eine eigenständige Software die die Schnittstellen von WordPress nutzt.
wpSEO-Support
Dieses Verständnis der GPL teile ich nicht, aber dazu später mehr. Das Öffnen des Plugins und der korrekte Einsatz der GPL könnten genau das sein, was das Plugin vor dem fast schon sicheren Tod durch Untätigkeit rettet.
Ab dem Moment, in dem das Plugin als Open-Source-Code auf GitHub bereitliegt, werde sicherlich nicht nur ich eine ganze Batterie an Verbesserungen vorschlagen. Mit mir könnten weitere Entwicklerinnen und Entwickler und nicht zuletzt SEO-Profis einsteigen, sich ein wenig die Hände schmutzig machen und wpSEO neues Leben einhauchen.
Warum sollten sich die (inzwischen offenbar wieder neuen) Eigentümer des SEO-Plugins auf einen solchen Schritt einlassen? Klar, auf den ersten Blick erscheint es widersinnig, das Preisschild eines Bezahl-Plugins abzunehmen und den Code, der das Produkt ausmacht, kostenfrei herauszugeben. Ich sage aber ja nicht, dass das wpSEO-Team vollkommen die Segel streichen soll. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Support-Paket für wpSEO-User, die sich auf diesem Weg einen Premium-Support sichern können, während sie für die Software an sich nichts bezahlen. Oder mit SEO-Audits oder kostenpflichtigen Add-ons, die auf dem kostenlosen Kern, den wir heute wpSEO nennen, aufsetzen.
In einer Welt, in der sich um die Open-Source-Software WordPress ein ganzes Ökosystem von kostenfreien und kostenpflichtigen Plugins, Themes, Beratungsleistungen und Services etabliert hat, ist radikale Offenheit ein Motor der Erneuerung und steht funktionierenden Geschäftsmodellen nicht im Weg.
Es ist nun am wpSEO-Team, sich zu entscheiden, ob sie Sergejs wundervolles Plugin weiter sterben lassen oder gemeinsam mit der Community weiter gehen möchten. Ich würde mich über eine Reaktion der Beteiligten wirklich freuen.
Alternativ: Plan B
Aber müssen wir wpSEO abschreiben, wenn das Team sich nicht zu einem – zugegeben – beängstigenden Schritt durchringen kann? Ganz und gar nicht. Wie ich bereits erwähnt habe, teile ich die zuvor zitierte Meinung des wpSEO-Supports nicht. Ein WordPress-Plugin, oder zumindest dessen PHP-Anteil, kann nicht frei von GPL-Code sein. Demnach ist wpSEO schon heute wenigstens in Teilen GPL-lizenziert und steht uns offen.
Weil ich leider zum Glück nun mal kein Jurist bin, habe ich in dieser Sache Menschen konsultiert, die sich damit besser auskennen und wurde in meiner Einschätzung bestätigt.
Wenn wir also keinen direkten Zugriff auf den wpSEO-Quellcode bekommen sollten, tut das der Rettung des Plugins keinen Abbruch. In diesem Fall starten wir einfach einen Fork des Plugins. Der Code wird zu Beginn fast identisch sein, bestehende Installation des alten Plugins könnten problemlos auf das neue umsteigen und sich in den Armen einer größeren Gruppe professioneller Entwickler/innen, Designer/innen und SEO-Spezialist/innen gut aufgehoben wissen.
Wir haben wpSEO gerettet, wir wissen es nur noch nicht.
DANKE!
Endlich packt jemand mal das wpSEO Plugin wieder an. Ich bin sehr auf die Reaktion der jetzigen Besitzer gespannt.
Mir geht da genau wie dir, wenn ich ein SEO Plugin empfehlen sollte war es immer wpSEO. In den letzten Jahren konnte ich da nie eine klare Antwort zu geben. Das ändert sich ja vielleicht jetzt wieder 👍
WP-Rocket ist ja auch unter GPL frei erhältlich und funktioniert trotzdem als Geschäftsmodell. Warum sollte das nicht auch bei wpSEO funktionieren? Ist aber unternehmerisch sicherlich eine schwierige Entscheidung.
Hi, Joost here, founder & CEO of Yoast.
I can read German quite well but typing is hard so please excuse me for commenting in English. I’d like to say two things:
First of all: Yoast SEO has import functionality for wpSEO.de and we fully support German in all our analyses. If you want a plugin as lean as wpSEO.de, you can simply disable all the functionality in Yoast SEO you don’t like. We’d love to hear what you can’t do with Yoast SEO that you can do with wpSEO.de. Feel free to reach out to me on Twitter (@jdevalk) with questions and comments.
Second: plugins should be GPL. The WordPress community at large is quite clear about this. Not adhering to the GPL will mean that you’re banned from WordCamps and basically can’t operate in this space very well. Choosing to do that is in my eyes not a good idea and also dishonest: you’re keeping something for yourself while using all of WordPress that was provided to you for free.
Hallo, Joost hier, Gründer und CEO von Yoast.
Ich kann Deutsch zwar recht gut lesen, aber das Schreiben ist schwierig, also entschuldigt mich bitte für meinen Kommentar auf Englisch. Ich möchte zwei Dinge sagen:
Erstens: Yoast SEO hat eine Importfunktion für wpSEO.de und wir unterstützen Deutsch in allen unseren Analysen. Wenn ihr ein so schlankes Plugin wie wpSEO.de haben wollt, dann könnt ihr einfach alle Funktionen in Yoast SEO deaktivieren, die euch nicht gefallen. Wir würden gerne hören, was ihr mit Yoast SEO nicht machen könnt, das mit wpSEO.de machen könnt. Kontaktiert mich gern auf Twitter (@jdevalk) mit weiteren Fragen und Kommentaren.
Zweitens: Plugins sollten GPL sein. Die gesamte WordPress-Community ist sich darüber ziemlich einig. Wenn du dich nicht an die GPL hältst, bedeutet das, dass du von WordCamps ausgeschlossen bist und grundsätzlich nicht gut in diesem Bereich arbeiten kannst. Das zu tun, ist in meinen Augen keine gute Idee und auch unehrlich: Man behält etwas für sich, während man WordPress benutzt, das einem kostenlos zur Verfügung gestellt wurde.
Hi Joost,
thanks for sharing your thoughts with us.
I myself use Yoast SEO in a couple of projects and I’m really pleased with the tools it provides for in-depth optimisation and analytics. At the same time I’m often overwhelmed by the amount of options and visual clutter I’m presented with.
I’m envisioning a easy to use plugin for inexperienced users with add ons and/or full data-portability to another, more complex plugin like Yoast SEO, if they feel the need to do so.
Also I have to admit, I had no idea you could disable features in Yoast, I’ll give it a try.
Hi Joost,
Danke, dass du deine Gedanken mit uns teilst.
Ich selbst benutze Yoast SEO in einer Reihe von Projekten und bin sehr zufrieden mit den Tools, die es für eine gründliche Optimierung und Analyse bietet. Gleichzeitig bin ich oft etwas überwältigt von den vielen Möglichkeiten und dem visuellen Gewirr, das sich mir bietet.
Ich stelle mir ein einfach zu bedienendes Plugin für unerfahrene Benutzer vor, das sie mit Add-Ons erweitern und/oder dank voller Daten-Portabilität zu einem anderen, komplexeren Plugin wie Yoast SEO wechseln umziehen können, wenn sie dies für nötig halten.
Außerdem muss ich zugeben, dass ich hatte keine Ahnung hatte, dass man Features in Yoast deaktivieren kann, ich werde es versuchen.
Wie du schon weißt: Ich bin dabei!
Ich finde es gut, wenn man sich mal wieder mit Dingen auseinandersetzt. Ich als wpSEO User und auch früher empfehlender in Sachen Kundenfragen, bin auch äußerst ungehalten was die bezahlte Software da so liefert. Man hätte ja auch sagen können: „Hej Folks, leider ist das mit einer Lifetime Lizenz nicht zu stemmen. Wir stellen um auf Jahreslizenzen damit der Support und die Weiterentwicklung besser wird.“ Hätte wohl kaum einer was dagegen gehabt. Aber dann würde wenigstens eine wirkliche Entwicklung stattfinden.
Dann nehm ich mir lieber zeit und hänge mich an dein Projekt. Da bin ich dann zum Teil selbst verantwortlich für Weiterentwicklung, kann aber auch positiv beeinflussen. Die Community wird es sicher danken.
I think the point with GPL Joost is hitting on is very important.
It is currently not possible to create WordPress plugins without committing to the GPLv2 or higher license. The license states in §2:
I believe it is out of question, that the source code of a plugin is „derived from the Program“, as in derived from WordPress.
Based on this assumption it is plain and simple not legal to publish plugins and themes, which source code is not licensed as GPLv2. There seem to be questionable loopholes, that this could not apply to styles, but generally: If it does not do GPLv2 in part, it’s not legal.
Ich denke, der Punkt, den Joost mit der GPL anspricht, ist sehr wichtig.
Es ist derzeit nicht möglich, WordPress-Plugins zu erstellen, ohne sich an die GPLv2 oder eine höhere Lizenz zu binden. Die Lizenz besagt in §2:
Ich glaube, es steht außer Frage, dass der Quellcode eines WordPress-Plugins „aus dem Programm“ stammt.
Basierend auf dieser Annahme ist es schlicht und einfach nicht legal, Plugins und Themes zu veröffentlichen, deren Quellcode nicht als GPLv2 lizenziert ist. Es scheint fragwürdige Schlupflöcher zu geben, die nicht auf Styles zutreffen, sondern generell: Wenn es die GPLv2 nicht teilweise erfüllt, ist es nicht legal.
wpSEO ist alleine nicht lauffähig, daher sehr deutlich ein Derivat und daher GPL. Da kann der Support das Gegenteil behaupten wie er will. Es bleibt dennoch falsch.
Auch ich bin (wie du schon länger weißt) bei so einem Projekt dabei.
Stimmt, wpSEO ist alleine nicht lauffähig. Das allein führt aber nicht automatisch zur GPL.
Die Frage ist doch: welche Folgen hat es, wenn ich mein Plugin nicht unter die GPL v2 oder v3 stelle? Und die Folge ist (leider) nur, dass der Inhaber bzw. Nutzungsrechtinhaber der Urheberrechte an der WP-Schnittstelle, an der das Plugin andockt (also, vereinfacht gesagt die WP Foundation) die weitere Verbreitung dieses Plugins untersagen kann.
Dagegen ist es -entgegen landläufiger Meinung- nicht so, dass das Plugin automatisch unter GPL steht. Das ist und bleibt (zumindest nach deutschem Recht) immer noch Sache des Plugin-Urhebers (bzw. seines Rechtsnachfolgers etc.).
Ergo: Der weitere Vertrieb des wpSEO-Plugins unter Nicht-GPL-Lizenz könnte zwar von der WP-Foundation unterbunden werden, aber das Plugin steht derzeit nicht unter GPL (und stand es wohl auch zu Sergej’s Zeiten nicht).
Es war meines Erachtens kurz im Plugin-Verzeichnis. Das wäre nur möglich, wenn Sergej damals das Plugin als GPL definiert hat. Das Preismodell danach (?) war hingegen schon immer inkompatibel mit der GPL.
Bleibt die Frage, ob es aus dem Verzeichnis genommen wurde, um re-lizensiert zu werden (überhaupt möglich?) oder gerade weil es gegen die GPL verstoßen hat.
In jedem Fall ein unschöner Fakt. Damit wäre jeder Fork ein rechtliches Risiko, sofern die Neu-Besitzer nicht die Stärken von Open-Source verstehen und das Plugin selbst GPL machen.
Hallo zusammen,
ich hatte auch mal all meine Projekte mit wpSEO laufen.
Aber schon etwa nach einem Jahr der Übernahme war zu erkennen, dass sich da nichts mehr tut. Seit dem bekommen neue Projekte von mir Joost spediert. Auch alle älteren werden langsam umgestellt.
Es ist sehr schade, was aus Sergejs Ausnahme-Projekt wurde.
Ob ich wieder zurückgehen würde weiß ich auch nicht so recht.
Joost bietet schon auch gute Features, die man bei wpSEO mit weiteren Plugins lösen müsste.
Eine Übernahme der Community würde ich aber so oder so sehr begrüßen.
Jochen
Das Problem ist halt, dass Sergej ein kleines Wunderkind war, wenn man so möchte. Sein Code war minimal, sauber und perfekt gepflegt. Bewusster Verzicht, statt unsinnige Features und Menüpunkte. Fokus auf Performance, statt auf möglichst viel Features, mit denen geworben werden kann. Yoast ist ja genau das Gegenteil.
Der Untergang von wpSEO fing für mich damals schon damit an, dass eines der ersten Updates war, einen eigenen Menüpunkt mit Icon zu integrieren. Allein das widersprach schon dem Konzept von wpSEO. Dann kam lange Zeit nichts.
Ich widerspreche dir aber in dem Punkt, dass AddOns etc. die Lösung wären. Das wäre genau das, was ich eben nicht möchte. Die meisten Plugins kommen heutzutage Freemium daher, hintenrum zahle ich aber dann doch wieder und damit das alles funktioniert, braucht es natürlich auch wieder Code, der solche Addons erst einmal erlaubt. wpSEO habe ich bezahlt, sehr gerne sogar, und bekam dafür eben ein stabiles, minimales, sehr performantes System, ohne Anbau oder Ballast. Für mich war das auch der USP.
Wenn aber weder kommuniziert, noch viel getan wird, stirbt so ein Plugin eben. Und wenn dann noch alle Stammkunden vergrault werden, weil quasi einem Yoast hinterhergerannt wird, ohne eigenes Ziel, hat am Ende einfach keiner mehr Bock.
Seltene Updates müssen nicht gegen ein Plugin sprechen. Im Moment habe ich noch fast alle meine Sites und die meiner Kunden mit wpSEO bestückt. Außer eine wo das Yoast läuft. Und genau das ärgert mich maßlos, weil es eben fast im Wochenrythmus aktualisiert werden will. Als hätte ich nichts besseres zu tun. Und bei Yoast bleibt auch das Problem, das selbst wenn ich Funktionen abschalte der Code eben doch viel zu umfangreich bleibt. wpSEO zu erhalten wäre schon schön. Trotzdem danke an Joost für sein Mitgefühl.
Was die Updates anbelangt bin ich absolut bei dir, Adrian. Aber wenn es bekannte (und deutlich sichtbare) Fehler zum Beispiel im Dashboard-Widget gibt und diese über Monate nicht behoben oder auch nur irgendwie adressiert werden, drängt sich mir doch die Frage auf, ob da überhaupt noch was passiert. Zugegeben eine höhere Update-Dichte mag störend erschienen, aber ob ich bei meiner routinemäßigen Update-Runde 1 oder 5 Updates laufen lasse, ist doch eigentlich egal, oder? Ich muss ja nichts manuell aktualisieren.
Ich vermisse seit langem eine grundlegende Weiterentwicklung von wpSEO und schätzte insbesondere die simple Ausgestaltung bei gleichzeitiger SEO-Effektivität des Plugins.
Schöne Idee des Forks. Solltet Ihr einen Marketer benötigen, lasst es mich wissen. Für ein solches Projekt bin ich jederzeit zu haben.
Ich hatte damals für 99 Euro WPSEO Premium gekauft,..
Nach der Bezahlung stand ich alleine dar.
Ich habe dann irgendwann zu Yostseo gewechselt da ich die ganzen Einstellungen in Wpseo als Laie nicht kannte die dort gemacht werden konnten / mussten.
Ich pers. bin endtäuscht von WPseo und nutze derzeit nur noch yostseo obwohl ich das Plugin wpseo quasi lebenslang habe.
Ich bin auch zu Yoast gewechselt und habe auch SEOPress ausprobiert. Schade, dass WPSEO irgendwie seine Chance verspielt hat.