Zehn Jahre später

Vor zehn Jahren habe ich meine erste Website mit Hilfe eines Content-Management-Systems eingerichtet. Nach einiger Recherche hatte ich mich seiner Zeit für Joomla entschieden. Doch schon nach einer Woche war die mühsam aufgesetzte Installation wieder Geschichte. Weil die Kunde der sicheren Passwörter seiner Zeit noch nicht bis zu mir durchgedrungen war, fand sich über Nacht auf der Seite interessante Viagra-Werbung. Die Schuld an diesem Problem ist sicher nicht bei Joomla zu suchen, aber ich war dennoch demotiviert und machte mich auf die Suche nach einem anderen CMS.

Und so gelangte ich am Mittag des 8. Januar 2008 schließlich zu einem kleinen aber feinen System mit dem Namen WordPress

Trial and Error

Was man als eingefleischter Nutzer eines Systems (nicht nur CMS, auch Betriebssysteme, Text-Editoren etc.) schnell vergisst ist, wie schwer die ersten Schritte fallen können. Ist man erst einmal auf den Baum geklettert, erscheint der Weg hinauf ganz klar, aber von unten betrachtet gibt es unzählige Wege.  Und weil 2008 noch lange nicht so viel dokumentiert war und WordPress selbst  noch lange nicht auf dem Stand war, auf dem wir es in den letzten Jahren erleben durften, waren meine persönlichen ersten Schritte schwer.

Ich habe in den ersten Jahren vermutlich so ziemlich alle Anfängerfehler gemacht, die man sich vorstellen kann. Ich habe das Sandbox-Theme direkt angepasst und mir somit die Möglichkeit genommen Theme-Updates zu machen. Ich habe Plugins und Themes direkt im Code übersetzt, statt auf Übersetzungsdateien zu setzen, ich habe Änderungen lange Zeit ausschließlich im internen Editor vorgenommen und mir so regelmäßig das WordPress unterm Hintern weggeschossen und ich habe die NextGen Gallery eingesetzt, was mir noch viele Jahre später echten Ärger beim Umstellen auf die WordPress-eigene Galerie brachte.

Doch mit jedem dieser Fehler und mit allen WordPress-Updates habe ich dazugelernt, bis ich schließlich an dem Punkt war, andere vor den Fehlern zu bewahren, die ich selbst machen musste.

Community von A bis Z

Doch bevor es so weit war musste ich noch eine weitere wichtige Lektion lernen: Auch andere Menschen benutzen WordPress. 😱

2011 wurde ich auf das WordCamp Köln aufmerksam. Nach ersten Berührungsängsten und von der Menge der WordPress-Anwenderinnnern und -Anwender hoffnungslos überfordert, wurde ich mit dieser „Community“ dann aber recht schnell warm. Zu dieser Zeit kannte ich dort exakt niemanden. Aber ein netter @gillyberlin lieh mir einen Mehrfachstecker und ein super beeindruckender Walter Ebert hielt einen Vortrag zu WordPress-Multisites, einem Konzept, das mir im Laufe der Jahre, ebenso wie Walter immer wieder begegnen sollte.

Schon ein Jahr später auf dem WP Camp 2012 in Berlin entstand dann die Idee, in Frankfurt einen kleinen WordPress-Stammtisch, ein sogenanntes Meetup zu starten. Neben mir waren in der Anfangszeit Pascal, Thorsten und der bereits erwähnte Walter mit dabei. In dieser frühen Phase unsere Meetups suchte ich Rat bei meinem Freund Caspar Hübinger, den ich seiner Zeit nur vom Sehen als WP Camp-Organisator kannte. Der Satz, den er damals zu mir sagte, zeugt von genau der Art von Weitsicht, die ich heute noch an Caspar schätze. Er sagte etwas in dieser Richtung: „Du wirst [durch das Meetup] einige sehr gute Freunde kennenlernen, lass den Rest einfach auf dich zukommen.“

Im ersten Jahr hat sich unser kleines Vier-Personen-Meetup weitgehend unbehelligt von anderen Besuchern getroffen. In den folgenden Jahren wechselten wir mehrfach die Location und sind gleichzeitig immer weiter gewachsen. Bis zum heutigen Tag treffen wir uns monatlich und in der Tat sind in dieser Gruppe (wie in allen anderen Meetup-Gruppen, die ich im Laufe der Zeit kennenlernen durfte) enge Freundschaften entstanden.

2015 hatte ich dann die hirnrissige Idee ein WordCamp in Frankfurt zu organisieren. Anfang September 2016 durfte unser Orga-Team nach vielen Monaten der schweißtreibenden Vorbereitungen dann endlich unsere deutschsprachigen und internationalen Freunde in Frankfurt begrüßen.

Während Camps für einen Teil der deutschen Community wie eine Art Klassentreffen funktionieren, muss man dennoch die Meetups besuchen um in die lokalen Gruppen wirklich einzutauchen. Im Sommer 2013 bin ich deshalb einen Monat lang quer durch Deutschland gefahren und habe alle, zu dieser Zeit aktiven, Meetups besucht. Dieses Unterfangen war zu einer Zeit, in der wir nur eine Hand voll Meetups hatten sicher einfacher als heute mit über zwei Dutzend Treffen jeden Monat. Aber auch in diesem Jahr möchte ich allen Gruppen wieder einen Besuch abstatten.

Anfang 2017 durfte ich dann schließlich zu einer Gruppe talentierter Entwicklerinnen und Entwickler aus der deutschen Community stoßen, die sich um die Pflege und Weiterentwicklung einiger populärer Plugins wie Antispam Bee und Cachify kümmert – das Pluginkollektiv. Während ich die Entwicklungs-Arbeit eher den anderen Mitgliedern überlassen möchte, die das wesentlich besser als ich können, war mein Plan, im vergangen Jahr (und für 2018 hat sich daran nicht viel geändert) das Projekt eher auf einer organisatorischen Ebene zu unterstützen.

Sendungsbedürfnis

Nach knapp 770 Wörtern dürfte klar sein, dass ich von Zeit zu Zeit ein gewisses Sendungsbedürfnis empfinde. Vermutlich deshalb habe ich schon 2010 – und damit deutlich bevor ich dafür ausreichend gerüstet war – angefangen, über WordPress zu bloggen.

Doch erst in den letzten Jahren habe ich angefangen, mit meinem Geschreibsel (und später Geschwafel) ein breiteres Publikum zu erreichen. Und es war ausgerechnet der Rückzug Sergej Müllers aus der Community, der mich in die Position brachte, der Community etwas mehr zurückzugeben. Neben seinen Plugins (die jetzt das Pluginkollektiv pflegt) lief auch sein regelmäßiger WordPress-Newsletter, der WP LETTER Gefahr, auf dem Friedhof der Geschichte zu landen. Mit Sergejs großzügiger Erlaubnis und sehr weichen Knien machte ich mich im Sommer 2015 also daran, das Projekt in seinem Sinne und im Sinne der Leserschaft weiterzuführen. Ob mir das seither immer gelungen ist, sei dahingestellt, bis zum heutigen Tag habe ich mit dem LETTER in jedem Fall großen Spaß und freue mich, meine Leserinnen und Leser montags immer aufs Neue mit den wichtigsten Neuigkeiten der letzten Woche zu versorgen. Daher bin ich besonders stolz darauf, dass ein Teil der Leserschaft sich im Herbst 2017 zusammengefunden hat, um den LETTER durch kleine freiwillige Spenden über die Micopayment-Plattform Steady zu finanzieren.

Später im Jahr 2015 startete ich dann das PressWerk. Den ersten regelmäßigen deutschsprachigen WordPress-Podcast. Das Projekt, das (wie so viele andere) schon lange in meiner Schublade lag, entwickelt sich bis heute besser, als ich es je zu erwarten wagte. Das PressWerk erreicht regelmäßig mehrere tausend Hörer und auch wenn mein Sende-Schema stellenweise löchrig und unregelmäßig ist, begegnet mir zu vielen Episoden großartiges Feedback sowohl im Netz als auch in persönlichen Gesprächen.

Dabei bin ich besonders über die vielen Gäste besonders glücklich, mit denen ich im Laufe der letzten beiden Jahre sprechen durfte. Neben Community-Urgesteinen wie Birgit Olzem, unfassbar engagierten Menschen wie Bego Garde  und Torsten Landsiedel oder dem WordPress Mit-Gründer Matt Mullenweg, hätte ich mich während des WordCamps Köln 2011 sicherlich noch nicht sitzen und schon gar nicht sprechen sehen.

Im Frühjahr 2016 haben ich dann endlich ein Projekt an den Start gebracht, das in der bereits erwähnten Schublade bereits seit 2010 auf seinen Einsatz wartete: KrautPress. Ursprünglich als Magazin-artiges Blog rund um WordPress und das WordPress-Ökosystem gedacht, entwickelte sich im letzten Jahr unter tatkräftigem Einsatz meines guten Freundes Christian Fuchs der KrautPress Verlag, der 2018 sicherlich noch etwas sichtbarer Fortschritte machen wird. Besonders dankbar bin ich den vielen Autoren, die uns im Laufe der letzten beiden Jahre mit ihren großartigen Inhalten zur Seiten standen. Allen voran Florian Brinkmann und Bego Garde.

Kurzum: Danke ❤️

Für alles, was in den letzten zehn Jahren passiert ist, für alles, was ich in dieser Zeit lernen durfte und für alle Kontakte und Freundschaften, die sich in dieser Zeit entwickelt haben, bin ich so unendlich dankbar, dass es mir schwer fällt, es in Worte zu fassen. Das ist es, was mich jeden Tag auf’s neue Motiviert wieder an die Arbeit zu gehen.

Ich schreibe diese Zeilen in einer Zeit, in der WordPress auf große Veränderungen zusteuert. 2018 verspricht ein spannendes Jahr zu werden und ich freue mich auf die Dinge, die da kommen und natürlich auf die nächsten zehn Jahre.